Haarewaschen mit Seife?!

Ein kleiner Exkurs zur uns meistgestellten Frage :)

Wir werden oft gefragt, ob man sich mit Naturseife auch die Haare waschen kann und die kurze Antwort ist: Ja, aber!


Naturseife zum Haarewaschen ist prinzipell eine tolle Alternative zu Drogerieartikeln. Man spart Verpackungsmüll, nutzt nachwachsende und oft regionale Rohstoffe, man kann Erdölprodukte vermeiden und oft besser nachvollziehen was man sich da eigentlich auf den Kopf packt.


Aber, wie eben angekündigt, das ABER:

Jeder Kopf und jedes Haar sind individuell und haben entsprechend unterschiedliche Bedürfnisse. Wir wollen euch hier mal ein paar Eckdaten geben, damit ihr besser einordnen könnt, ob Naturseifen prinzipell was für euch sein könnten. Das Thema ist an sich recht komplex, aber wir versuchen das hier so einfach wie möglich zu halten.


1. Das Haar


Ein einzelnes Haar besteht aus mehreren Schichten. Am wichtigsten ist für uns hier die Cuticula, die äußerste Schicht. Die besteht aus kleinen Schüppchen und umschließt den Cortex, das Innere des Haars, und das Haarmark. In alkalischer Umgebung heben sich die Schüppchen etwas und in sauerer Umgebung legen sich die Schüppchen enger an und das Haar wirkt glänzender und glatter.


Naturseifen haben in der Regel einen alkalischen pH-Wert und entsprechend heben sich die Haarschüppchen. Das hat nun Vor- und Nachteile. Die Nachteile sind, dass dadurch die Haare stumpfer und strohiger wirken können. Wie stark diese Effekte sind ist sehr individuell und von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Aber wir haben auch Vorteile. Zum einen können Zusätze wie Kreatin, Öle oder Vitamine besser in das Haar eindringen (z.B. Kuren) und zum anderen reinigen Naturseifen gut und entfernen so Rückstände anderer Kosmetika recht ordentlich.

Damit die Haare wieder schön glatt und glänzend werden kann man den pH-Wert mit einer ganz einfachen und günstigen sauren Rinse wieder senken (200-300 ml warmes Wasser und 2-3 EL Apfelessig oder Zitronensaft mischen und langsam über das Haar gießen; nicht auswaschen).

So, was heißt das jetzt?


Wenn man gesundes und unbehandeltes Haar hat (mit behandelt meine ich sowas wie gefärbt, blondiert, Dauerwelle o.Ä.) kann man sich die Haare gut mit einer milden Naturseife waschen. Leute mit Naturlocken sollten auf jedenfall eine saure Rinse benutzen, da lockiges Haar gemeinerweise dazu tendiert recht trocken zu sein. Da kann übrigens ein gutes Haaröl helfen (sind wir dran ;) ).


Bei getönten Haaren, also wenn ihr eine nicht-permanente Haarfarbe benutzt habt (sogenannte direktziehender Farbstoffe) kann es sein, dass diese sich schneller auswaschen. Das liegt daran, dass sich diese Farben nur von außen auf eure Haare auflegen. Durch das mechanische Bewegen der Cuticula-Schüppchen, den erhöhten pH-Wert und die hohe Reinigungskraft wird die Tönung daher schneller entfernt.

Bei permanent gefärbtem, blondiertem und dauergewelltem Haar muss man vorsichtig ausprobieren, da durch diese Behandlungen die natüliche Haarstruktur arge Mitleidenschaft gezogen werden kann. Am besten probiert mit der Seife eurer Wahl erstmal eine Strähne aus und schaut euch an, ob euch das Ergebnis gefällt und alles gut funktioniert hat. In jedem Fall ist auch hier eine saure Rinse oder Spülung sicher nicht verkehrt.



2. Die Seife


Als nächstes muss man sich noch für eine Seife entscheiden. Empfehlenswert sind hier auf jedenfall Naturseifen, da wir hier eine Überfettung haben. Es gibt auch spezielle Rezepturen mit hohem Rizinusölanteilen oder besonderen Zusätzen wie Arganöl in der Überfettung, bestimmten Vitaminen, Kreatin und vielem mehr.
Man kann prinzipell seine Lieblings-Naturseife ausprobieren (einige Ausnahmen wie z.B. Salzseifen funktionieren meistens allerdings nicht besonders gut).


3. Der persönlicher Geschmack

Haarewaschen mit Seife ist anders als mit normalem Shampoo. Viele Leute schwören darauf und vielen gefällt es gar nicht. Probiert es aus und macht euch selbst ein Bild. Testet ruhig auch verschiedene Seifen und unterschiedliche Hersteller. Es ist schon eine kleine Reise bis man zufrieden ist, aber es lohnt sich! :)



4. Haarewaschen mit Naturseife

Du hast dich entschieden Seife zum Haarewaschen auszuprobieren. Wie macht man das jetzt?


  1. Haare ganz normal nass machen.

  2. Entweder Seife in der Hand aufschäumen und den Schaum einmassieren oder sanft mit der Seife direkt das Haar einschäumen und einmassieren.

  3. Sehr gründlich auswaschen. Wenn das Haar nachher noch fettig oder klebrig wirkt war man hier eventuell zu schnell.


Also an sich erstmal einfach. Es kann sein, je nachdem wie fettig das Haar ist, dass die Seife nicht richtig schäumt aber die Tenside arbeiten auch ohne, dass sie schäumen. Man kann durchaus ein zweites oder drittes Mal Seife auftragen, bis die Seife anfängt leicht zu schäumen.


Nach dem Ausspülen können sich die Haare etwas „quietschig“ anfühlen (klingt jetzt erstmal seltsam, aber ihr merkt schon was gemeint ist :) ). Das liegt an den geöffneten Schüppchen der Haare. Auch hier wieder ausprobieren und Geschmackssache: Man kann die Haare einfach trocknen oder mit etwas Spülung bzw. einer sauren Rinse den pH-Wert senken.


Achtet darauf, dass eure Seife nicht nass liegen bleibt, sondern gut trocknen kann. Das erhöht die Lebensdauer enorm :)


5. Alternativen

Falls euch das Haarewaschen mit Naturseife nicht gefällt, gibt es auch noch einige andere Alternativen. Hier mal ein paar zur Inspiration für weitergehende Google-Recherchen :


Shampoobars

Die sehen Seife recht ähnlich, haben aber oft einen deutlich niedrigeren pH-Wert. Bei uns wird es demnächst einige im Sortiment geben mit sanften Kokustensiden und Sheabutter als Basis.


Roggenmehl

Viele Leute schwören auf reines Roggenmehl als natürlichen Shampooersatz.


Natron

Gewöhnliches Haushaltsnatron in warmen Wasser eignet sich auch zum Haarewaschen und hat viele Anhänger. Allerdings ist es ein bisschen Vorbereitungszeit mit einzurechnen, da man sich die Mischung immer frisch anrühren sollte.


Wasser

Braucht man überhaupt irgendwas zusätzlich? Nicht unbedingt! Vor allem in Regionen mit hartem Leitungswasser bringt das Wasser selbst schon eine recht solide Reinigungskraft mit. Das kann man entsprechend sehr einfach und kostengünstig ausprobieren.



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So, das war Viel, aber hoffentlich konnten wir euch so ein paar Fragen beantworten.



Liebe Grüße aus der Rhön


Euer Seifenwerkstatt-Team!